Bahá’u’lláh, der Stifter der Bahá’í-Religion, sieht die ganze Menschheit als eine Einheit und einen einzigen, unteilbaren Organismus. Mit dieser Vision engagieren sich Bahá’í gemeinsam mit ihren Freunden und zahlreichen Menschen aus ihrem Umfeld dafür, die Einheit der Menschheit in kleinen Schritten sichtbar werden zu lassen. Bahá’u’lláh erläutert in Seinen Schriften dazu wesentliche Aspekte, wie die eigenständige Suche nach Wahrheit, die Gleichberechtigung von Frau und Mann, das Abbauen von Vorurteilen, die Stärkung der Einheit in der Familie oder den offenen Meinungsaustausch.
Woran glauben Bahá'í
Geistige Prinzipien
- Die Anerkennung der Einheit Gottes
- Die Anerkennung der Einheit der Religionen
- Die Anerkennung der Einheit der Menschheit
- Die selbstständige Suche nach Wahrheit
- Die Harmonie zwischen Wissenschaft, Religion und Vernunft
- Die Ausübung von Religion soll ausschließlich Liebe und Zuneigung hervorrufen
- Die ganzheitliche Entwicklung des Menschen durch Tugenden
- Das Erlangen wirklichen ewigen Glücks durch Geistigkeit
Soziale Prinzipien
- Die Gleichberechtigung von Mann und Frau
- Die Beseitigung aller Formen von Vorurteilen
- Das Erreichen der Einheit der Völker in Vielfalt
- Das menschliche Handeln als Dienst an der Gesellschaft
- Das Aufheben der Extreme zwischen arm und reich
- Das Bereitstellen von universaler Bildung und einer Welthilfssprache
- Die Schaffung eines Weltvölkerbundes und eines Weltgerichtshofes
Im Laufe der Geschichte sendete Gott göttliche Erzieher, um den Fortschritt der Zivilisation zu begleiten. Die heute geltenden, ethisch-moralischen Grundsätze bauen auf Ihren Lehren auf. Ihr Zweck ist es, Führung für das menschliche Verhalten zu geben, die zwischenmenschlichen Beziehungen zu fördern, Frieden zu stiften und das Wohlergehen der Menschheit im Gesamten zu entwickeln.
Erscheint ein neuer Gottesoffenbarer, erfährt die Menschheit einen göttlichen Impuls für ihre weitere Entwicklung. Äußerlich ein Mensch wie jeder andere, wird er von Gott gerufen, Ihm als Sein Sprachrohr zu dienen. Zu diesen auserwählten Menschen zählen u.a. Moses, der vor dem brennenden Busch stand, Buddha, der unter dem Bodhi-Baum erleuchtet wurde, Jesus Christus, auf den der Heilige Geist in Form einer Taube herniederkam, oder Muhammad, dem der Erzengel Gabriel erschien.
Mitte des 19. Jahrhunderts war es Bahá’u’lláh, der von Gott den Auftrag erhielt, der Menschheit eine neue göttliche Offenbarung zu überbringen. Über vier Jahrzehnte hinweg verkündete Bahá’u’lláh in tausenden Versen und zahlreichen Briefen und Büchern Seine Botschaft.
Bahá’u’lláh ebnet darin den Weg für eine neue Entwicklungsstufe der Menschheit, die sowohl das Wohlergehen des Einzelnen als auch das der ganzen Menschheit einschließt.
Für das Übermitteln der jüngsten Botschaft Gottes an die Menschheit ertrug Bahá’u’lláh vierzig Jahre lang die schwierigsten Umstände, Gefangenschaft und Verbannung. Immer mehr Menschen auf der ganzen Welt folgen Seiner Botschaft. Sie sind bestrebt, Seine Lehren in ihrem täglichen Leben anzuwenden und sie gemeinsam mit anderen für die Förderung der Einheit der Menschheit einzusetzen.
Gott und der Mensch
Nach der Bahá’í Lehre gibt es nur einen Gott. In den jeweiligen Kulturen und Religionen werden ihm lediglich verschiedene Namen und Eigenschaften zugeschrieben. Wie beispielsweise “Gott”, “Allah”, “Jehova”, “Der Allmächtige” oder “Die erste Ursache”.
Bahá’u’llah erklärt, dass der Mensch Gottes Wesen weder angemessen beschreiben, noch fassen kann. Man stelle sich einen Maler vor, der ein Gemälde erschafft. Das fertige Gemälde trägt viel vom Maler in sich, ohne selbst der Maler zu sein oder ihn verstehen zu können. Ebenso kann man in der Schöpfung viele göttliche Eigenschaften spüren und erkennen. Durch die Boten Gottes kann der Mensch einen Zugang zu Gott finden.
Der Mensch und die Beziehung zu seinen Mitmenschen standen immer im Mittelpunkt aller Religionen. Ohne Nächstenliebe ist gesellschaftlicher Zusammenhalt nicht denkbar. Die Botschaft Bahá’u’lláhs weist den heutigen Menschen aber darauf hin, dass er in der komplexer werdenden Welt seinen Blick auf das Wohlergehen der ganzen Menschheit richten sollte.
Die großen Herausforderungen und Krisen, die den Menschen heute dabei begegnen, können auch als Zeichen eines Übergangs von der Entwicklungsstufe der Kindheit in ein beginnendes Zeitalter der Reife der Menschheit gesehen werden.
Fortschreitende Gottesoffenbarung
Seit ewigen Zeiten ist eines der Zeichen Gottes die Führung des Menschen durch Seine Offenbarer, auch Manifestationen Gottes genannt. Durch die Lehren dieser göttlichen Boten, der Stifter der großen Weltreligionen, wurden die geistigen, sozialen, intellektuellen und ethisch-moralischen Fähigkeiten der Menschheit stets gefördert. Zu den Gottesoffenbarern gehören u.a. Abraham, Krishna, Moses, Zarathustra, Buddha, Jesus Christus, Muhammad, der Báb und Bahá’u’lláh.
Als Sprachrohr Gottes haben die Religionsstifter durch ihr Auftreten und Leben einen unvergleichlichen Einfluss auf die Entwicklung des Einzelnen und der Menschheit ausgeübt. Zu allen Zeiten haben sie das Ziel verfolgt, zur geistig-spirituellen und materiellen Entwicklung der Menschheit beizutragen.
Wie Spiegel, die das gleiche Licht widerstrahlen
Die Gottesoffenbarer lassen sich mit Spiegeln vergleichen, die das Licht der Sonne in einer für den Menschen annehmbaren und verständlichen Form widerspiegeln.
Bahá’ú’llah erklärt, dass diese “Spiegel” die gleichen, ewigen Grundwahrheiten verkünden. Sie fordern die Menschen zum Beispiel auf, geistig gesinnt, aufrichtig und barmherzig zu sein.
Bahá’u’lláh betont die Einheit der Religionen. Demnach stammen alle Religionen vom selben Gott. ‘Abdu’l-Bahá erläutert dies folgendermaßen:
Wenn aber alle Religionen als wesentlich eins betrachtet werden, wie lassen sich dann die Unterschiede in den sozialen Gepflogenheiten und Lehren der verschiedenen Religionen erklären?
Das menschliche Verstehen und die Erfordernisse der Gesellschaft haben sich im Laufe der Geschichte stetig weiterentwickelt. Daher gibt es in den Religionen neben den ewigen Grundwahrheiten unterschiedliche soziale Lehren. Jede Religion bringt der Menschheit neue Impulse und fördert ihre weitere Entwicklung. Bahá’u’lláh schreibt:
Da die Weiterentwicklung der Menschheit kein Ende hat, wird es immer wieder Gottesoffenbarer geben, deren Lehren aufeinander aufbauen. Die Bahá’í glauben demnach, dass nach Bahá’u’lláh in großen Abständen auch weitere Gottesoffenbarer erscheinen werden.
So gesehen kann man jeden Religionsstifter mit einem Arzt vergleichen, der durch Gottes Eingebung die Nöte, Bedürfnisse und Probleme der Menschheit zu unterschiedlichen Zeiten erkennt und ein geeignetes Heilmittel anbietet. Bahá’u’lláh schreibt hierzu: